Zur Aufrechterhaltung und Standardisierung einer bedrohten Sprache

Katharina Brizic – Zaza in Wiener Bildungs- und Sprachbiographien. Ein soziolingusitsicher Beitrag zu Diaspora, Konflikt und Zugehörigkeit

Die Zugehörigkeit zu einer sozialen oder sprachlichen, historisch gewachsenen Community ist eines der vieldiskutierten Themen neuerer Sozialforschung: Stellt eine solche Zugehörigkeit eine Ressource oder vielmehr ein Hindernis dar für Bildung und Aufstieg, ja gar für transethnischen oder transnationalen Dialog? Besonders wenig untersucht sind diese Fragen in Bezug auf viele jener Gruppen, die kleiner als andere, verfolgter als andere oder auch einfachweniger bekannt als andere sind. Zugehörigkeit geschieht hier vielfach im Verborgenen. Zugehörigkeit und deren Verweigerung, ob als Hindernis oder Ressource, sind auch Thema meines Vortrags. Ich werde dabei auf Sprach- und Bildungsbiographien Bezug nehmen, die ihren Ausgang in Zentral- und Ostanatolien genommen haben und in Wien einen neuen Lebensmittelpunkt fanden. Im Fokus steht einerseits die Sprache Zaza in ihrer Weitergabe über Generationen; andererseits aber geht es mir besonders um die Bedeutung der individuellen Biographien für kollektive Entwicklungen in Mitteleuropa und dem nahen Osten.

Das Beispiel, das ich bringen werde, ist das eines Zaza-Sprechers. Ich werde in meinem Beitrag herausarbeiten, was die Sprache für seine Biographie und die seiner Familie und Kinder bedeutet. Es zeigen sich in seiner Beziehung zum Zaza(-Kurdischen) wesentliche Unterschiede zu der Weise, wie Kurmanji-Kurdisch in Biographien dargestellt wird. Nichts desto trotz bezeichnet er seine Familiensprache Zaza durchwegs als Kurdisch. Die Sprache scheint für ihn weniger von lokaler, individueller als vielmehr von großräumiger, überregionaler sozialer Bedeutung zu sein.

Dies führt zurück zu den eingangs genannten Fragen, vor allem: Welche Ressource stellt die Sprache Zaza hier dar, im Vergleich zum Kurmanji? Welchen Weg nimmt die Sprache in der Migration und durch die Generationen? Lassen sich hier größere, d.h. kollektive Entwicklungen absehen, mit weiter reichender Bedeutung?

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